UX-Designer:innen und Webentwickler:innen beschäftigen sich schon lange mit dem Thema „Inklusives Design“. Doch auch im Bereich Social-Media Marketing wird die Nachfrage danach immer lauter. Denn so viele Vorteile die sozialen Medien für ihre Nutzer:innen auch bringen, sind sie für zahlreiche Menschen leider auch eine große Quelle der Frustration. Vor allem sehbehinderte und blinde Menschen sind davon stark betroffen. Erfahrt hier alles über Alternativtexte in sozialen Medien.
Der Grund: Der Schwerpunkt von Plattformen wie Facebook, Instagram und X (ehemals Twitter) liegt meistens auf den Bildern und Videos in den Posts, die ihrerseits viele wichtige Informationen enthalten.
Ein Beispiel
Stell dir einmal vor, wie du einen Post absetzt mit der Bildunterschrift „Na das war wohl nichts!“. Hinzu fügst du ein Bild, auf dem ein Promi mit einer viel zu knappen Hose steht, die aufgeplatzt ist.
Soweit klar! Switchen wir nun einmal in die Perspektive eines blinden oder sehbehinderten Menschen.
Ohne Bildbeschreibung entstehen für ihn/sie hier ganz schön viele Fragezeichen. Denn der Text könnte zum Beispiel auch Sinn ergeben, wenn auf dem Bild ein Elfmeterschütze zu sehen wäre, der am Torwart scheitert. Gleichfalls könnte das Bild einen Gesetzesentwurf zeigen, mit dem du als Postende/r nicht einverstanden bist.
Es stellt sich also die Frage, wie ein blinder bzw. sehbehinderter Mensch verstehen kann, worum es hier geht? Klar gibt es auch Beiträge, bei denen das Bild nicht zwangsläufig nötig ist und eher einen dekorativen Beitrag leistet – dennoch stellt sich auch hier die Frage: Woher soll ein blinder Mensch wissen, ob das Bild wichtig für die Bedeutung des Posts ist?
Fassen wir zusammen:
Wenn zu deinem Beitrag ein Bild gehört und du blinden und sehbehinderten Menschen den Zugang zu deinen Inhalten nicht verwehren willst, solltest du deinen Bildern eine Beschreibung hinzufügen – und das am besten bei jedem Post.
Die gute Nachricht: Das Verfassen von Alt-Texten ist kein Hexenwerk und hält für dich als Veröffentlichende/r sogar einige Vorteile bereit.
Die Vorteile von Alt-Texten für dein Online Marketing
Beschreibende Bildunterschriften ermöglichen es Benutzer:innen, Bilder auch dann zu verstehen, wenn sie sie nicht sehen können. Gelesen werden diese dann von Barrierefreiheitstools, die die Bilder für ihre Benutzer:innen beschreiben. Bleibt das Feld leer, kündigt der Screenreader das Bild nur als „Bild“ an, was für den Nutzer zu einer schlechten User Experience führt. Folglich wird dein Account oder Unternehmen für diese Menschen uninteressant und du verlierst Interessenten.
Außerdem: Die meisten Ziele einer Online Marketing und Social Media Strategie gehen damit einher, die eigenen Inhalte und Werbeanzeigen so vielen Menschen wie möglich auszuspielen. Demnach macht es natürlich Sinn, Content und Werbeanzeigen barrierefrei zu erstellen, da so viel mehr Menschen sich mit deinen Inhalten beschäftigen können.
In der Praxis
Facebook, X, Instagram und LinkedIn bieten Felder an, in denen Alternativtexte eingetragen werden können. Sollte das an anderen Stellen nicht möglich sein, sind beschreibende Wörter min der Caption eine gute Alternative.
Außerdem bieten viele Social Media-Plattformen eine Objekterkennungstechnologie an, die Alternativtexte automatisch generieren. Da diese Bildunterschriften allerdings oft sehr generisch und wenig aussagekräftig sind, ist ein selbstgeschriebener Text oft die bessere Wahl.
Tipps für einen guten Alternativtext
- Beschreibe in deinem Alternativtext das, was tatsächlich auf dem Bild zu sehen ist. Beispiel: Statt also „Bild eines Balkendiagramms.“ zu schreiben, ist „Ein Balkendiagramm, das einen kontinuierlichen Anstieg des Social Media Konsums im Jahresvergleich zeigt.“ die bessere Wahl.
- Schreibe Alternativtexte kurz und prägnant. Dafür schreibst du in einem ersten kurzen Satz alle Infos zusammen, die man braucht, um das Bild zu verstehen. Beispiel: Wie würdest du das Bild am Telefon unter Zeitdruck beschreiben?
- Schreibe dann die Dinge auf, die weniger wichtig sind. Beispiel: Wie würdest du am Telefon das Bild beschreiben, damit es sich eine Person gut vorstellen kann?
- Schreibe deinen Alternativtext so einfach und klar wie möglich. Fremdwörter solltest du eher vermeiden.
- Die eigene Meinung ist wichtig, beim Alt-Text solltest du sie aber lieber weglassen.
- Befindet sich Text im Bild, sollte er auch in der Beschreibung nicht fehlen.
- Das Wort „Bild von“ oder „Foto“ solltest du in der Beschreibung weggelassen. Laut Royal National Institute of Blind People mögen die meisten Screenreader das nämlich gar nicht.
- Humor ist erlaubt, deshalb solltest du alle im Bild vermittelten Witze oder Feinheiten gern im Alt-Text beschreiben.
Alternativtexte und ihre SEO-Leistung
Alternativtexte sind in erster Linie für die Nutzer:innen gedacht. Sie wirken sich nicht direkt auf das Suchmaschinenranking aus, optimieren aber das Suchranking auf den Social Media Plattformen.
Bei der Beschreibung eines Bildes sollte dennoch immer die Erklärung im Vordergrund stehen. SEO ist sekundär und nicht der Hauptzweck von Alt-Texten.
Last but not Least: Die Leser:innen stehen im Zentrum
Nutze Alt-Texte nicht für Informations-Easter-Eggs oder zur Erstellung von Memes. In erster Linie geht es darum, sehbehinderten und blinden Menschen zu beschreiben, was sie nicht oder schlecht sehen.
Neueste Artikel von Klickkomplizen (alle ansehen)
- 15 Jahre Klickkomplizen: Deine Klickis feiern Jubiläum! - 15. September 2024
- Mehr Barrierefreiheit – Bildbeschreibungen (Alternativtexte) in den Sozialen Medien - 17. April 2024
- Google Ads Performance Max Kampagnen Update - 21. März 2023
Ähnliche Artikel:
- The Groundswell POST Theorie und die sozialen Medien Social Media Strategie: POST Die „Groundswell Theorie“ aus dem Buch...
- Unsere Tipps für mehr Barrierefreiheit im Web Als sehende und hörende Person mit Deutsch als Muttersprache fällt...
- Neu bei Google AdWords: Sitelinks mit Beschreibung Seit kurzem sind sie verfügbar! Die Sitelinks mit Beschreibung für...
- Welche Altersgruppen nutzen welche sozialen Netzwerke? Um eine sinnvolle Social Media Strategie für Unternehmen zu planen...
- 10 Tipps für Crossmedia Kampagnen in Sozialen Netzwerken Crossmediale Kampagnen in sozialen Netzwerken – das klingt nicht nur...